Ausstellungshaus Spoerri

Das Ausstellungshaus Spoerri zeigt in einem wunderschönen historischen Gebäude jährlich wechselnde Ausstellungen mit Werken des renommierten Schweizer Objektkünstlers Daniel Spoerri (geb. 1930) zusammen mit Arbeiten seiner Künstlerkolleg:innen. Ein Innenhof sowie ein Skulpturengarten laden zum Verweilen ein.
Das Haus setzt auf künstlerischen Dialog. 2024 hat Daniel Spoerri die Objektkünstlerin Barbara Räderscheidt eingeladen, ihre Arbeiten im Ausstellungshaus zu zeigen. Für ihre Collagen, Assemblagen und Installationen verwendet sie ähnliche Materialien wie Daniel Spoerri. Spuren der Abnutzung sind ein wesentlicher Teil der Bildsprache. Besonders in Räderscheidts Tischinstallationen lassen sich die Objekte wie Schriftzeichen lesen, wie Texte, Gedichte vielleicht; wovon sie erzählen, bleibt mehrdeutig.
Räderscheidt hat ihrerseits Künstlerfreundinnen und Künstlerfreunde eingeladen – gemeinsame Inspirationsquellen werden sichtbar, einige Arbeitstische der beteiligten Künstler:innen entfalten in Abwesenheit ihrer Urheber:innen ein Eigenleben und bringen die Ursprünge künstlerischer Prozesse nahe.

SPEZIALFÜHRUNG „DAS FREUNDSCHAFTSPRINZIP“ (UM 18.00 UHR)

Daniel Spoerri und Barbara Räderscheidt verbindet vieles. Eine wichtige Gemeinsamkeit ist die Bedeutung von Künstler:innenfreundschaften in der eigenen Arbeit. Man besucht einander, tauscht sich aus, diskutiert, fabuliert, in den Ateliers sieht man Werke im Entstehen. Die Künstlerfreundinnen und Künstlerfreunde werden Teil der eigenen Künstleridentität, denn, so Räderscheidt: „Ohne Freund keine Kunst!“
Daniel Spoerri hat während seiner Professur in Köln nicht nur Kunst vermittelt, er hat auch gezeigt, wie man Feste feiert, wie man gemeinsame Projekte initiiert, strukturiert und umsetzt. Das wirkte ansteckend und war prägend auch für den Künstler:innenfreundeskreis um Räderscheidt, der unter dem Namen „Kölner Kästchentreffen“ über Jahrzehnte gemeinsam ausstellte und mit selbstgemachten Papiertheaterstücken auf Tournee ging. Im Rahmen der Ausstellung in Hadersdorf treten deren Werke nun mit jenen Daniel Spoerris in einen Dialog.

PAPIERTHEATER BARBARA RÄDERSCHEIDT (UM 19.30 UHR, UM 21.00 UHR UND AB 23.00 UHR)

„Das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf dem Seziertisch“ (Lautréamont) ... das könnte der Beginn eines Papiertheaterstücks sein.
Vor 25 Jahren entwickelte eine Gruppe aus Künstlerfreund:innen – von denen einige zurzeit im Ausstellungshaus Spoerrri ausstellen – Stücke für Papier- und Objekttheater. In Anlehnung an eine tradierte Form des 19. Jahrhunderts schufen sie aus Papier, Holz, Pappe und Fundstücken fünf bis 15 Minuten lange Stücke, die ohne Sprache zu Musik auf selbst entworfenen Bühnen zur Aufführung gebracht werden. Entsprechend den unterschiedlichen Temperamenten der Spieler:innen – die zugleich als Regisseure/Regisseurinnen und Dramaturg:innen agieren – variiert auch die Gestaltung der Stücke. Stumme Figuren schieben sich von links nach rechts durch eigene Bildwelten.
Mit den Mitteln der schrägen Collage, der Musikkonserve und gefalteter Zeit wird das Publikum in poetische Räume entführt. Die Bühnen leuchten kleine Welten aus und führen am Schluss zurück in die große: zum Ausgang.

SPEZIALFÜHRUNG „ALLTAGSARCHÄOLOGIE“ (UM 22.00 UHR)

Als Kinder sammeln die meisten von uns irgendetwas – Steine, Murmeln, Briefmarken. Wir legen uns Schätze zu, die wir hüten, ordnen, sortieren, verbergen und dann wieder stolz herzeigen. Auch die Objektkünstlerin Barbara Räderscheidt begann als Kind zu sammeln. Sie tut es bis heute. Kein Spaziergang, bei dem sie ihren Blick nicht nach unten richtet. Aufmerksam sucht sie nach Fundstücken, Alltäglichem, Weggeworfenem. In ihrem Atelier setzt sie die zusammengetragenen Dinge, die der Fluss der Zeit an verschiedenen Orten und Plätzen zusammenschwemmt, auf geheimnisvolle Weise zueinander in Beziehung.
Besonders in Räderscheidts Tischinstallationen lassen sich die Objekte wie Schriftzeichen lesen, wie Texte, Gedichte vielleicht; wovon sie erzählen, bleibt mehrdeutig. Fragmente dokumentieren Verlusterfahrungen und weisen in die Vergangenheit, angesichts von Flucht, Krieg und Vertreibung sind sie indes hochaktuell.